Erde, Pluto, Kepler 452b. Der Juli 2015 scheint schon so etwas wie der Monat der Entdeckungen zu sein. Zumindest was das Weltall betrifft, denn die Menschheit besucht zum ersten Mal den Zwergplanenten Pluto – und entdeckt den Planeten Kepler 452b, der erste Exoplanet, also ein Planet außerhalb unseres Sonnensystems der in einer habitablen, also bewohnbaren Zone seines Sonnensystems liegt. Das heiß, nicht zu nah und nicht zu fern von seiner Sonne entfernt, nicht zu heiß und nicht zu kalt, ein Platz wo Wasser im flüssigen Zustand vorliegen könnte und Pflanzen mittels Photosynthese Sauerstoff produzieren können.
Beim Plutobesuch war einiges voraussehbar. Wir wussten das es ihn gibt, wie weit er von uns entfernt und wie groß er in etwa ist. Als er uns jedoch dann erstmals sein Herz zeigte, da waren alle begeistert und als die Astronomen auch noch Nebelschichten auf Pluto entdeckten, blieb wohl einigen Leuten sogar der Mund offen stehen. Ein Meilenstein in der Geschichte der Entdeckungen und in der Raumfahrt der Menschheit.
Entdeckungsgeschichte des Pluto in Bildern.
Anders bei Kepler 452b, den kannte keiner. Hierfür hat die NASA vor 6 Jahren ein Teleskop ins Weltall geschossen, das einen Ausschnitt unseres Universums beobachtet und Ausschau nach dem Zwilling unseres Planeten hält. Der Ausschnitt, der dabei unter ständiger 24 Stunden Beobachtung steht, befindet sich noch in unserer Milchstraße, denn jede Sonne und jeder Planet in einer anderen Galaxie, wäre für diese Beobachtungen mit unserer Technik des 21. Jahrhunderts „noch“ viel zu weit weg.
Auch die Beobachtung mit Kepler, dem Weltraumteleskop, ist nur ein winziger Ausschnitt aus unserer Milchstraße. Nehmen Sie die Oberfläche der Erde als Universum – und der Ausschnitt der davon beobachtet wird, dürfte kaum größer sein als eine Tomatenpflanze in Ihrem Garten. Ein kleiner Ausschnitt mit 190.000 Sternen. Das klingt wenig im Vergleich zu den Milliarden von Sternen die es im Universum gibt, aber es ist ein Anfang.
Und siehe da, schon nach nur 2 Jahren hatte das Keplerteleskop mehr als 1.200 mögliche Planetenkandidaten gefunden. Die Beobachtung läuft dabei natürlich nicht durch ein Teleskop, so wie wir uns abends den Mond anschauen. Hierzu müssen alle Sterne erst einmal unterschieden werden, denn auch bei Sternen, also Sonnen, gibt es Unterschiede. Sonnen die zu klein und zu kalt, oder zu groß und zu heiß sind, in deren System kein Leben so wie wir es kennen möglich wäre, scheiden da beispielsweise schon aus.
Den Stern der in Frage kommt erkennt man an seiner Leuchtkraft und Intensität, den Planetenkandidaten in seinem Sonnensystem sehen wir dabei aber leider nicht. Hier hilft der Partner Zufall und die Tatsache das man 24 Stunden beobachten muss, denn einen Planetenkandidaten erkennt man erst dann, wenn der beobachtete Stern in seiner Leuchtkraft nachlässt, das heißt, ein Planet schiebt sich zwischen Erde (Keplerteleskop) und seinen Stern, er zieht vor ihm vorüber, es findet ein sogenannter Transit statt.
Von der Erde aus kann man den Transit eines Planeten vor der Sonne auch beobachten. Merkur und Venus, befinden sich auf Umlaufbahnen zwischen Sonne und Erde, was bedeutet, sie schieben sich irgendwann vor unsere Sonne und machen ihren Transit.
Hat Kepler nun einen Stern erwischt der seine Leuchtkraft ändert, gehen alle Alarmglocken an und die große Rechnerei beginnt. Wie groß könnte der Planet sein? Wie weit wird er von seiner Sonne entfernt sein. Diese Fragen beantwortet allerdings erst der nächste Transit, also der Zeitpunkt wenn der Planet den nächsten Umlauf um seine Sonne vollendet hat und diese erneut verdunkelt. Im Falle von Kepler 425b waren dies 384 Tage, also gar nicht so weit weg von unserer Erdumlaufzeit um unsere Sonne von 365 Tagen.
Anhand der nun vorhanden Daten dieser Sonne, der Intensität der Verdunklung der Sonne während der beiden Transite und der Transitzeit, kann man nun errechnen wie alt das Sonnensystem in etwa ist, wie groß der Planet ist und wie nah oder fern er an seiner Sonne ist. Die eigentlich primäre Frage nach möglichem Leben auf dem Planeten, die allen unter den Nägeln brennt, kann man aber nicht beantworten, leider.
Nach den aktuellen Berechnungen und „Schätzungen“, die natürlich immer zu Gunsten des Planeten ausfallen da diese in den nächsten Jahrzehnten ohnehin niemand nachprüfen kann, geht man davon aus, dass das Sonnensystem und damit auch Kepler 452b wesentlich älter ist als das unsere. Das heißt, sollte es dort Leben geben, wird es nicht gerade dem Wasser entstiegen sein, oder sich in der Zeit der Dinosaurier befinden.
Sollte es dort Wasser in flüssiger Form und Pflanzen für die Bildung von Sauerstoff geben, könnte es durchaus sein, das dort Leute wohnen die kleiner sind als wir. Kleiner deshalb weil der Planet 60% größer ist als die Erde und damit die doppelte Schwerkraft besitzt. Das wir noch nichts von diesen Leuten dort gehört haben liegt unter anderem daran, das jedes Signal von dort zu uns und umgekehrt 1.400 Jahre unterwegs ist.
Würden die Leute über die gleiche derzeitige Technologie verfügen wie wir, wären sie – wie auch wir, mehr als 20 Millionen Jahre mit einem Raumschiff unterwegs um dem anderen einen Besuch abzustatten. Wie gesagt oder geschrieben, alles noch in unserer Galaxie und in astronomischen Dimensionen … gerade mal um die Ecke.
Erdmond
Entfernung von der Erde: 384.000 km
Das Licht zum Mond benötigt von der Erde aus: 1,28 Sekunden
New Horizons benötigte für die Strecke: 9 Stunden
Bei einer Geschwindigkeit von: 58.356 km/h
Pluto
Entfernung von der Erde: 5.756.400.000 km
Das Licht zum Pluto benötigt von der Erde aus: 5,33 Stunden
New Horizons benötigte für die Strecke: 9,5 Jahre
Bei einer Geschwindigkeit von: 72.360 km/h
Kepler 452b
Entfernung von der Erde: 13.235.936.716.800.000 km
Das Licht zu 452b benötigt von der Erde aus: 1.400 Jahre
New Horizons würde bis dorthin noch benötigen: 20,88 Millionen Jahre
Bei einer Geschwindigkeit von: 72.360 km/h
Vielleicht hat die „Menschheit des 452b“ ja auch schon einmal ein Signal gesendet, vor 2 Millionen Jahren, in der Hochkulturzeit ihres Planeten und wir konnten es nur deshalb nicht empfangen, weil sich die Menschheit auf der Erde gerade erst entwickelt hat. Man weiß es nicht, alles ist offen, alles ist möglich.
Bleibt zu hoffen das 452b eine zweite Erde, aber ohne eine zweite Menschheit ist. Denn wenn dem so wäre und sich die Geschichte der dortigen Menschheit der unseren ähnelt, aber schon viel älter als die unsere ist, dann wird es sie wahrscheinlich schon gar nicht mehr geben, weil ihre Atmosphäre nur noch aus Smog und CO2 besteht, die Rohstoffe des Planeten an Wachstum und Konsumsucht verschwendet wurden und ihre Meere mit Plastikmüll und Einkaufstüten verseucht sind.
Credit: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute.
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