Der neunte Planet – Planet X!
Gibt es ganz, ganz weit draußen den neunten Planeten, auch Planet X genannt?
Als Erstes werden Sie sich sicher fragen, wieso wir auf der einen Seite Exoplaneten in Dutzenden und Hunderten von Lichtjahren Entfernung entdecken, aber auf den anderen Seite noch nicht einmal genau wissen, wie viele Planeten es denn wirklich in unserem eigenen Sonnensystem gibt.
Einen Exoplaneten entdecken wir, wenn er auf der Umlaufbahn um seine Sonne einen Transit macht, das heißt, er bewegt sich zwischen uns und seinem Stern an diesem vorbei und verdunkelt somit die Leuchtkraft seiner Sonne, woraus die Wissenschaft „in etwa“ berechnen kann wie groß er ist und ob es sich um einen Gesteinsplaneten wie die Erde handelt, oder um einen Gasplaneten wie den Jupiter. Wenn er sich das nächste Mal vor seiner Sonne vorbeischiebt kennen wir seine Umlaufzeit und damit den Abstand zu seinem Zentralgestirn.
Bei der Suche nach Planeten in unserem eigenen Sonnensystem ist das völlig anders, denn man schaut gewissermaßen von unserer Sonne weg, ins nächtliche Dunkel und sucht den schwarzen Punkt auf schwarzem Untergrund. Also wesentlich komplizierter und gar nicht so selten, lebt die Astronomie davon, das Kamerad Zufall mit durch das Fernrohr schaut.
Pluto, zum Beispiel, wurde am 18. Februar 1930 am Lowell-Observatorium durch Vergleiche einiger Himmelsaufnahmen am Blinkkomparator nach rund 25-jähriger Suche entdeckt, allerdings nicht an genau der vorausgesagten Position. Der junge Entdecker Clyde Tombaugh war erst kurz zuvor für die fotografische Suche nach dem legendären Transneptun angestellt worden. Der Marsforscher Percival Lowell hatte seit 1905 selbst nach einem solchen Himmelskörper gesucht und das Lowell-Observatorium finanziert. Wie sich später herausstellte, war auf zwei der fotografischen Platten, die Lowell 1915 angefertigt hatte, Pluto bereits zu erkennen. Da Lowell nach einem viel helleren Objekt Ausschau hielt, war ihm diese Entdeckung entgangen.
Bis zur Herabstufung des vormals neunten Planeten Pluto zum Zwergplaneten am 24. August 2006 sprach man bei der Suche nach einem weiteren zehnten Planeten auch von Planet X, wobei das „X“ neben dem Symbol für das Unbekannte auch für die römische Zahl 10 stand.
Die Hinweise mehren sich.
Nach heutigem Wissen kann es durchaus einen weiteren Planeten geben. Dieser dürfte allerdings keine merklichen Bahnstörungen auf die bekannten Planeten und Raumsonden im äußeren Sonnensystem verursachen und allen bisherigen Himmelsdurchmusterungen für sich bewegende Objekte entgangen sein. Insbesondere die Ergebnisse des Weltraumteleskops WISE schränken die Größe dieses Planeten stark ein und verlagern seine hypothetische Bahn auf mehrere 100 bis 1.000 AE. Auch müsste seine Bahn stark elliptisch sein oder weit außerhalb der Ekliptik liegen.
Er soll weit draußen, jenseits von Pluto, seine Bahnen ziehen und Tausende von Jahren benötigen, um die Sonne auf seiner stark elliptischen Bahn einmal zu umkreisen. Seit Planet Neun – auch Planet X genannt – vor einem Jahrhundert vom Astronomen und Observatoriumsgründer Percival Lowell ins Spiel gebracht wurde, regt er die Fantasie der Wissenschaftler an. Direkte Belege seiner Existenz fehlen zwar, doch mehren sich seit einiger Zeit indirekte Hinweise. Das gilt auch für eine neue Studie von Julia de León vom Instituto de Astrofísica de Canarias und ihren Kollegen in den “Monthly Notices of the Royal Astronomical Society”. Sie betrachten darin die Bahndaten und Zusammensetzung der Asteroiden 2004 VN112 und 2013 RF98. Wahrscheinlich haben diese den gleichen Ursprung, denn sie gleichen sich chemisch und weisen einen ähnlichen Orbit um die Sonne auf.
Demnach bildeten die beiden Objekte einst wohl ein Doppelasteroidensystem, das sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt bewegte. Seitdem haben sie sich aber voneinander fortbewegt. Nach mehreren tausend Modelldurchläufen schließen de Léon und Co, dass sie von einem Himmelskörper mit der 10- bis 20-fachen Masse der Erde auseinandergezerrt wurden. Die Masse entspräche jener, die für den mysteriösen Planeten angenommen wird. Das Asteroidenpärchen wurde den Berechnungen zufolge vor etwa fünf bis zehn Millionen Jahren getrennt. Das Ergebnis von de Léon und ihrem Team geht jedenfalls in eine ähnliche Richtung wie die vorherigen Hinweise auf Planet Neun. Sie beruhen überwiegend auf charakteristischen Bahndaten verschiedener Objekte im Kuipergürtel, die von einem massereichen Himmelskörper beeinflusst werden müssen. Solange er aber nicht mittels eines Teleskops sicher nachgewiesen wird, dürften die Zweifel an seinem Vorhandensein weiterhin bestehen bleiben.
Nachdem der Planet Neptun durch eine genaue Bahnanalyse des Uranus erfolgreich vorhergesagt wurde, postulierte Percival Lowell jenseits von Neptun einen neunten Planeten, den so genannten Transneptun, um Bahnabweichungen des Uranus und Neptun zu erklären. Er gründete 1894 das Lowell-Observatorium und suchte bis 1915 systematisch nach diesem Planeten. Der später damit beauftragte Clyde Tombaugh fand 1930 den Pluto beim intensiven Durchsuchen eines enger begrenzten Himmelsausschnittes eher durch Zufall. Trotz seiner geringen Größe (sie wurde bis etwa 1950 überschätzt) galt Pluto 76 Jahre lang als der neunte Planet.
Bald stellte sich heraus, dass Pluto zu klein ist, um die Bahn des Neptun merklich zu stören und dessen Bahnabweichungen zu erklären. So begann am Lowell-Observatorium schon bald nach 1930 statt der Suche des Transneptun jene nach dem noch ferneren Transpluto.
Wir sind im Weltall, wir waren auf dem Mond, wir sind bis zum Pluto geflogen und haben sogar schon unser Sonnensystem verlassen.
Irgendwann werden wir ihn entdecken – wenn es ihn den geben sollte!
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