Panamakanal, der Neue, der Gigantische!
Der Panamakanal gehört zu den bedeutendsten Wasserstraßen unseres Planeten. Rund fünf Prozent des weltweiten Warenverkehrs müssen durch dieses Nadelöhr am Istmo und die Tendenz ist stark steigend. Der 81,6 km lange Kanal verbindet den Atlantischen Ozean bei Colón mit dem Pazifischen Ozean bei Panamá City. Der Panamakanal dient als Abkürzung der Fahrtroute für Schiffe, welche sonst erst durch die Magellanstraße fahren müssten, die zwischen dem südamerikanischen Festland und der Insel Feuerland liegt.
Die Abkürzung durch den Panamakanal verkürzt die zu fahrende Seestrecke von New York nach, zum Beispiel San Francisco, von 30.000 km auf zirka 10.000 km. Die Durchfahrtszeit durch den Kanal beträgt regulär acht bis zehn Stunden, wegen des starken Verkehrs heute durchschnittlich zwölf Stunden.
Schiffe der sogenannten Panamax-Klasse, d.h. Schiffe die gerade noch durch die Schleusen des derzeitigen Kanals passen, zahlen durchschnittlich 150.000 US-Dollar pro Passage. Die Bezahlung der Passagegebühren erfolgt im Voraus, durch die Reederei an eine lokale panamaische Bank. Die Kanalgesellschaft erzielte 2013 einen Jahresumsatz von 1,8 Milliarden USD.
Das ursprünglich Konzept war, das der Panamakanal gänzlich ohne Schleusen auskommen und den Istmo flach, auf Meeresspiegel-Niveau durchschneiden sollte. Mit diesem Ziel begannen 1881 auch die Bauarbeiten, die aber nach neun Jahren Bauzeit eingestellt werden mussten, weil es einfach nicht funktionierte.
Der Untergrund Panamas ist viel zu felsig und die Gebirgsausläufer der Kordilleren ließen sich nicht so einfach wegsprengen. Der einzig gangbare Weg war über das Gebirge hinüber zu gehen. Also mit Hilfe von Schleusen auf der einen Seite rauf und auf der anderen Seite wieder runter. Dazwischen liegt ein Höhenunterschied von 26 Metern.
Die Schleusen bisher:
Länge: 327 m
Breite: 33,5 m
Tiefe: 12,2 m
Maximale Containerzahl pro Schiff: 4.600 Container
Wasserverbrauch: 208 Millionen Liter Süßwasser pro Schleusung
Schleusenbefüllung: Schwerkraft in ca. 8 Minuten
Basisgebühr-Containerschiff: 72 USD pro Standardcontainer
Basisgebühr-Kreuzfahrtschiff: 134 US-Dollar pro Passagierbett
Preis pro Durchfahrt: 20.000 – 400.000 USD
Zulässig: Panamax Klasse, also Schiffe bis 305 Meter Länge, 33,5 Meter Breite und 12,2 Meter Tiefgang
Maximale Schiffshöhe über der Wasserlinie: 57,9 m
Die Höhe ist gebunden an die Höhe der Puente de las Americas an der Ausfahrt zum Pazifik.
Tidenhub: bis 6,5 m – Pazifikseite
Tidenhub = Differenz zwischen Ebbe und Flut
Der Kanal wird ausschließlich mit Süßwasser betrieben, was den Schiffen während der Durchfahrt einen geringeren Auftrieb verleiht.
Durchfahrt bisher pro Jahr: ca. 14.300 Schiffe
Durchfahrt pro Jahr nach der Erweiterung: bis 30.000 Schiffe
Die neuen Schleusen:
Länge: 420 m
Breite: 55 m
Tiefe: 18,3 m
Maximale Conteinerzahl pro Schiff: 14.000 Container
Schleusenbefüllung: Schwerkraft + Pumpen
Kosten des Ausbaus: 5,25 MRD USD
Preis pro Durchfahrt: noch unbekannt, das erste Schiff zahlt 600.000 USD
Zulässig: PostPanamax Klasse – oder Overpanamax gennant, also Schiffe von 366 Meter Länge, 49 Meter Breite und 15,2 Meter Tiefgang
Der Panamakanal war aber für die meisten Schiffe mittlerweile nicht nur zu klein, sonder auch mehr als ausgelastet, das heißt, es mussten Wartezeiten in Kauf genommen werden. Während ein Tanker auf die Passage wartet, kann seine Fracht, zum Beispiel Öl, schnell enorm an Wert verlieren. Zwei Millionen Euro sind dabei keine Seltenheit.
Besonders eilige Kunden ersteigern deshalb heute in letzter Minute sogenannte Passage Slots. Einmal täglich finden solche Auktionen in Panama statt. Die Höchstgebote für eine Durchfahrt schwanken dann zwischen 20.000 und 220.000 Dollar – zusätzlich zu den regulären Gebühren.
40 Prozent der Staatseinnahmen Panamas stammen inzwischen vom Kanal. Bislang fahren rund 14.300 Schiffe jährlich durch den Panamakanal. Nach der Erweiterung werden es nun mehr als doppelt so viele sein.
Die Ausmaße des Umbaus waren gewaltig! 40.000 Arbeiter räumten 150 Millionen Kubikmeter Erde und Geröll ab und verbauten zwölf Millionen Tonnen Zement sowie 192.000 Tonnen Stahl. Die neuen Schleusen sind mehr als 420 Meter lang, 55 Meter breit und 18,3 Meter tief. Die Schleusentore sind 33 Meter hoch und bis zu 10 Meter dick. Gekostet hat die Erweiterung 5,25 Milliarden US-Dollar.
Bei einem Volksentscheid im Jahr 2006 hatten 79% der Bevölkerung Panamas für die Erweiterung gestimmt.
Die neuen Schleusen müssen den Wasserhaushalt der Region schonen. Denn für jeden Schleusengang sind derzeit rund 208 Millionen Liter Frischwasser nötig – und die neuen Schleusen sind wesentlich größer als die alten. Darum wird jede der drei Schleusenkammern mit jeweils drei Wassersparbecken ausgestattet.
Zum Anheben der Schiffe öffnen Antriebe die entsprechenden Zuleitungen und das Wasser aus den Sparbecken füllt per Schwerkraft die Schleusenkammer. Anders als bei der bisherigen Technik fließt das Wasser nach dem Schleusenvorgang nicht ins Meer, sondern in die Becken zurück.
Trotz größerer Schleusen, werden pro Schleusung somit rund 290 Millionen Liter Süßwasser gespart. Das senkt den Frischwasserbedarf künftig um 60 Prozent, die restlichen 40 Prozent der für eine Schleusung notwendigen Süßwassermenge kommen aus dem künstlich angelegten Gatúnsee. Damit überzeugt die technologisch anspruchsvolle Lösung mit doppeltem Nutzen, denn sie ist wirtschaftlicher und schont gleichzeitig die Ressourcen der Region.
Der Ablauf: Ein vom Atlantik kommendes Schiff wird im ersten Schritt in die untere Schleusenkammer geschleppt. Ist das äußere Schleusentor geschlossen, fließt das Wasser aus den drei Wassersparbecken in die Kammer. Parallel dazu wird der Wasserstand der mittleren Schleusenkammer auf das Niveau der unteren abgesenkt. Dann öffnen sich die Tore und Schlepper bringen das Schiff in die mittlere Schleusenkammer. Sind die Tore geschlossen, wiederholt sich derselbe Vorgang aufs Neue.
Wasser aus der oberen Kammer und aus den Sparbecken fließt so lange in die mittlere Kammer, bis der Pegel beider Schleusenkammern gleich ist. Die Tore öffnen sich, das Schiff wird in die obere Kammer geschleppt. Sind die Kammern wieder geschlossen, entleeren sich die drei dazugehörigen Wassersparbecken und der Rest wird durch Frischwasser aus dem Gatúnsee aufgefüllt. Ist die Ausfahrtshöhe erreicht, öffnen sich die äußeren Schleusentore und das Schiff setzt seine Reise Richtung Pazifik fort.
Dennoch, dem Kanal droht neue Konkurrenz. Im nahen Nicaragua entsteht seit 1,5 Jahren ein neuer Kanal, der Nicaraguakanal. Mit der Trasse will die dortige Regierung den Erfolg aus Panama kopieren. Dabei zeigen sich auch die neuen Machtverhältnisse in der Weltwirtschaft. Die Geldgeber und Baufirmen des 278 Kilometer langen Kanals kommen nicht etwa aus den USA oder Europa, sondern aus China. Etwa 30 Milliarden Dollar investiert das Unternehmen HKND, das zum Imperium des chinesischen Milliardärs Wang Jing gehört – und erhält später im Gegenzug die Nutzungsrechte für ein ganzes Jahrhundert.
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