Frau Minister! Ich muss Ihnen unbedingt von meinem Erlebnis beim Mittagsschlaf am letzten Sonntag berichten. Da hatte ich einen Traum – einen Alptraum.
Ich saß plötzlich im Bundestag und war Bundeswirtschaftsministerin. Stellen Sie sich das mal vor! Ich, die alte Oma Meier, sitze plötzlich rechts neben Frau Merkel im Bundestag und harre der Dinge die da in der nächsten Bundestagsdebatte auf mich zukommen werden.
Im Plenarsaal wurde es ruhig. Zur Sitzung hatte man mir eine Aktenmappe mitgegeben auf der „Unterzeichnen“ stand. Das war sicher für den Fall das es langweilig werden würde.
Das Rednerpult wurde herabgelassen was bedeutete, das gleich mein Kollege Finanzminister mit seinem leicht quietschenden Rollstuhl an mir vorbeisausen wird, um uns in den nächsten Minuten mit vielen Worten nichts zusagen, oder einfach nur mal wieder etwas um den deutschen oder griechischen Steuerbrei herumzureden. Mit anderen Worten, es wurde tatsächlich langweilig.
Mutti Merkel schaute neben mir gelangweilt auf ihr Telefon, in den Reihen gegenüber holten einige Abgeordnete die Kreuzworträtsel raus – und ich hatte Zeit für meine Aktenmappe.
Gerade denke ich noch, einige mit den Kreuzworträtseln sind doch CSU Abgeordnete! Gibt es etwa jetzt schon bayrische Kreuzworträtsel oder können die schon so gut Deutsch …, da habe ich auch schon den ersten Zettel in der Hand, den ich unterzeichnen soll.
Rüstungsexportgenehmigung steht darauf – und darunter 6.350.000.000 Euro. Na ja, denke ich, eigentlich gar nicht gut, aber man muss ja auch an das viele Steuergeld für den Bund und an die Arbeitsplätze bei Heckler & Koch denken. Also unterzeichne ich letztendlich die Genehmigung, denn Rüstungsexporte müssen ja bekanntlich vom Wirtschaftsministerium genehmigt werden.
Dann macht mein Traum einen Zeitsprung und ich sitze plötzlich in meinem uralten Sessel bei mir Daheim unterm Dach und höre im Radio Musik, als das Lied „Man müsste noch mal Zwanzig sein“, von Willi Schneider, durch eine Durchsage unterbrochen wird.
Ich denke noch, schon wieder ein Geisterfahrer, als die Stimme aus dem Radio meldet: „Hier eine wichtige Durchsage. Teile der von Bundeswirtschaftsministerin Oma Meier genehmigten Rüstungsexporte in Höhe von 6,35 Milliarden Euro, wurden vom Empfänger der Lieferung umdeklariert und bereits in Latakia, Syrien, entladen und somit nicht zum ursprünglich vereinbarten Bestimmungsort verbracht. Damit könnte sich Oma Meier der indirekten Beihilfe zum Völkermord schuldig gemacht haben. Ende der Durchsage“.
Plötzlich beginnt mein Herz schneller zu schlagen, Schweißausbrüche, der Puls beginnt zu rasen, Syrien, Kriegsgebiet, meine Bomben, meine Waffen, Tot, Zerstörung, Flüchtlinge. Ich sehe sinkende Schiffe, ertrinkende Menschen, ein totes Kind am Strand, erstickte Menschen in einem LKW, brennende Häuser und eine Menschenmenge die auf mich zukommt und mir wütend zuruft: Oma Meier, DU BIST DAS PACK“.
Dann schrecke ich auf und der Alptraum ist zu Ende. Seit dem habe ich keine Nacht mehr ruhig geschlafen und weiß jetzt, wenn Sie mich jemals in den Bundestag wählen sollten – und ich dann auch noch Wirtschaftsministerin werde, dann lese ich mir jeden Zettel genau durch und denke vorher über mögliche Konsequenzen nach, bevor ich ihn unterzeichnen werde.
Danke und liebe Grüße an Euch alle, liebe Freunde meiner Kolumne.
Eure Oma Meier.
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