Grexit, wann fällt der Startschuss? Was hat ein Grexit und der nächste Meteoriteneinschlag an Gemeinsamkeiten? Die Frage ist nicht ob er passiert, die Frage ist nur wann – und in welcher Form er passiert.
Griechenland muss raus aus dem Euro! Ganz und gar nicht! Griechenland braucht nur Luft zum Atmen, Griechenland braucht einen Schuldenschnitt, Griechenland braucht die Chance auf einen Neustart.
Die Hilfspakete, die Griechenland mal eben wieder vor der Pleite retten, helfen einem kranken Land gerade mal über den Sommer. Sie retten aber keinem einzigen Griechen seine kleine Firma, geschweige denn ein ganzes Land vor dem drohenden Ruin. Sie schaffen werder Arbeitsplätze, noch Wachstum oder Wohlstand. Sie sind nur dafür da, das die ohnehin schon fett gestopften Gläubiger pünktlich ihre Rendite ausgezahlt bekommen.
Wenn wir an Griechenlandhilfe denken, denken wir an griechische Frührentner die mit 50 Jahren am Strand der Ägäis in der Sonne liegen, oder sich auf einer Parkbank vor der Akropolis sitzend, vom zählen ihrer hohen Rente erholen, die wir mit den Hilfspaketen bezahlen.
Wir müssen hier umdenken. Griechenlanghilfen gehen als erstes an die Gläubiger, an Investoren und in ein politisch inkompetent scheinendes System das zu seiner Wahl Links stand, dann von der EU zurecht gerückt wurde und jetzt irgendwo zwischen Luftleer und Vakuum schwebt.
Ein Großteil der Hilfen wird also gar nicht in Griechenland ankommen, oder aber, sofort weiter geleitet auf die Konten der Gläubiger in der Schweiz und in der Karibik. Das war bei allen Hilfspaketen so und das wird auch so bleiben, bis irgendwann mal jemand mit der Faust auf den Tisch haut und sagt: „Bis hier her und nicht weiter“. Diesen jemand gibt es aber in Griechenland derzeit nicht – und in der EU schon gar nicht.
Ein Grexit mit einer Rückkehr zur Drachme würde bedeuten, das Griechenland über kurz oder lang nicht nur für den Euro, sondern für die gesamte EU verloren wäre. Das man das südöstlichste territoriale Bollwerk der EU verlieren würde, für immer … an wen auch immer.
Ein Schuldenschnitt würde bedeuten, das Griechenland einen Neuanfang innerhalb der EU und mit dem Euro wagen könnte. Ob dies gut gehen würde, ist eine ganz andere Frage und in diesem Fall wären tatsächlich Institutionen notwendig, die diesen Neuanfang überwachen und seinen Fortschritt kontrollieren.
Die große Gefahr bei einem Schuldenschnitt ist natürlich die Gefährlichkeit der Ansteckung. Eine Ansteckungsgefahr mit einer Inkubationszeit bis nach den Wahlen in Spanien. Wahlkampffutter für jede Partei in Frankreich, Irland, Portugal …
Wie auch immer, Griechenland braucht die Pleite, oder einen Schuldenschnitt um neu anfangen zu können. Immer neue Hilfspakete, mit Geldern die niemand auf der hohen Kante hat, würden irgendwann nicht nur das europäische Finanzsystem ins Wanken bringen, sie rücken die EU auch bei jedem neuen Hilfspaket und Rettungsschirm immer mehr in ein schlechteres, unglaubwürdiges und lächerliches Licht.
Ein Schuldenschnitt wäre gut für die Griechen, aber auf den ersten Blick schlecht für die Geldhaie. Den Gläubigern kann es dabei eigentlich egal sein, ob es einen Grexit mit der Rückkehr zur Drachme geben wird, oder einen Schuldenschnitt. Die haben ihre Investitionen in Griechenland längst über Ausfallversicherungen abgesichert und würden im Falle eines Schuldenschnittes nichts verlieren. Und im Falle einer Rückkehr zur Drachme, wären sie wahrscheinlich, oder ganz sicher die Ersten, die in Griechenland wieder investieren würden.
Wer immer nach dem Euro in Griechenland Einzug halten würde, er wird aus Griechenland ein Vorzeigeland machen. Allein schon deshalb, um der EU ihre eigene Unfähigkeit unter die Nase zu reiben.
Das man in einer Gemeinschaft gemeinschaftlich denkt und handelt, ist der Sinn einer Gemeinschaft, das man darin mit der gleichen Währung bezahlt sicher auch. Vielleicht war es auch gar nicht falsch, Griechenland in den Euro aufzunehmen und damit Investoren ins Land zu holen.
Falsch war aber ganz sicher, Griechenland und den Euro über Jahre hinweg sich selbst zu überlassen. Und noch falscher bis frech ist es, jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist zu sagen „daran sind die Griechen selber schuld“. Ein Kind das laufen lernt, das muss man an die Hand nehmen und führen. Die EU wusste ganz genau, das Griechenland ein Land mit einem korrupten Vetternwirtschaftssystem ist – und sie tat nichts.
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